Clever sammeln!
Alternativen für die haushaltsnahe Sammlung – eine aktuelle Studie vergleicht die Kosten von verschiedenen Sammelalternativen
Zunehmender Kostendruck, aber auch gesetzte Umweltziele führen dazu, dass die herkömmlichen Verfahren der Sortierung und Sammlung von Abfällen zunehmend überdacht und im Idealfall optimiert werden. Gefragt sind nachhaltige Modelle, die gleichermaßen Kosten reduzieren und die Recyclingqoute erhöhen. Eine aktuelle Studie vergleicht das Zwei-Fraktionen-Behältersystem DECEM mit der im deutschsprachigem Raum üblichen Eine-Fraktion-ein-Behälter-Praxis sowie mit zwei in Schweden praktizierten Multisorting-Modellen.
von Peter Kamps | Aktualisiert am 17. September 2021 | Lesezeit ca. 8 Min.
Eine Studie mit Aussagekraft für Österreich und Deutschland
In Schweden mit vielen dünn besiedelten Regionen steht der Transport- und Kostenaufwand der haushaltsnahen Sammlung seit langem im Fokus. Die simultane Sammlung mehrerer Abfallfraktionen ist daher eine nahliegende und effiziente Lösung. Im Jahr 2017 führte das Schwedische Umweltinstitut IVL eine Studie in einer Pilotgemeinde durch, um die Wirtschaftlichkeit des Vier-Kammer-Systems Fyrfack mit der optischen Sortierung des Optibag-Systems zu vergleichen. Eine aktuelle Studie bezieht nun auch das auf zwei Kammern basierende DECEM-System des Unternehmens San Sac, welches zur SULO Gruppe gehört, mit in den Vergleich ein. Besonders aufschlussreich für die haushaltsnahe Sammlung in Deutschland und Österreich dürfte der Vergleich mit der derzeit hier verbreiteten Form der Sammlung sein.
DECEM oder Einkammer-Müllbehälter – das Setup von 2021:
Das DECEM-System basiert auf Behältern mit jeweils zwei Kammern für zwei Abfallfraktionen im Größenverhältnis 40/60. Jeder Haushalt erhält im Setting der Studie drei oder vier Mülltonnen für die Sammlung von Lebensmittelabfällen, Zeitungen, Papierverpackungen, Kunststoffverpackungen, Restmüll und einer gemischten Fraktion von Metall und farbigem bzw. ungefärbtem Glasabfall. Es sind zwei Arten von Deckeln möglich:
1. Standarddeckel, der beide Kammern abdeckt. Die Leerung erfolgt per Hecklader.
2. Schmetterlingsdeckel, bei dem jede Kammer einen eigenen Deckel hat. Die Sammlung erfolgt per Seitenlader. Die Größe der Behälter und die Größe der Kammern ist nach Bedarf variabel.
Die Behälter werden in bestimmten Abständen geleert.
Zusätzlich wird in der Studie eine reduzierte DECEM-Variante mit 2 Behältern, also vier Abfallfraktionen, kalkuliert, die als Backup von Recycling-Stationen für Metall, Glas und Zeitungen ergänzt wird.
Das Einkammer-Müllbehälter-System wird derzeit flächendeckend für die haushaltsnahe Abfallsammlung in Mitteleuropa eingesetzt. Die Studie geht davon aus, dass jeder Haushalt jeweils einen Behälter für die Sammlung von Lebensmittelabfällen, Restmüll, Plastikverpackungen, Papierverpackungen erhält, die von jeweils einem Seitenlader oder Hecklader gesammelt wird.
Grundlagen der vergleichenden Wirtschaftlichkeitsstudie
Ausgangspunkt für die Berechnungen ist die Pilot-Gemeinde Eskilstuna mit 15.582 angeschlossenen Haushalten. Auch die frühere Studie basierte auf dieser Größe, die aktuell als Vergleichsgröße für die Kalkulation des DECEM diente.
Investitionskosten
Die ermittelten Investitionskosten sind als Neuanschaffungskosten zu verstehen, die davon ausgehen, dass jedes der Systeme von Grund auf neu eingerichtet wird. Darin enthalten ist die Anschaffung von Behältern, Fahrzeugen, Nachbarschaftssammelstationen für jeweils 70 Haushalte, Depot-Container für jeweils 1000 Haushalte und allem, was für die Aufnahme eines reibunglosen Systembetriebs erforderlich ist. Nicht enthalten sind Kosten, von denen angenommen werden kann, dass sie für jedes System in gleicher Höhe zu Buche schlagen, wie beispielsweise Verwaltungs- und Informationskosten.
Laufende Kosten pro Jahr
Darüber hinaus wurden die laufenden Kosten über einen Zeitraum von einem Jahr kalkuliert, darin enthalten sind Kapitalkosten, Betriebskosten inklusive Fahrzeugen, Personal, Wartung, Energie etc., aber auch Kosten für ergänzende Recyclingstationen, sofern erforderlich. Alle Systeme umfassen das gesamte Handling von der Abholung bei den Haushalten bis zur Nachsortierung und Verladung der gesammelten Abfallfraktionen.
Unterm Strich überzeugt die DECEM 2-Kammersammlung
Zunächst bietet es sich an, die essentiellen Ergebnisse 1. des Investitionsbedarfs und 2. der laufenden jährlichen Kosten zu betrachten, um im Anschluss ein Gesamtfazit zu ziehen.
Investitionsbedarf der alternativen Systeme
DECEM mit 3 bis 4 Behältern und der Sammlung sämtlicher Fraktionen direkt am Haus (Bsp. 1 - 6): Hier liegen die Investitionskosten für Behälter und Fahrzeuge durchweg knapp unter denen von Optibag und der Einkammerbehältersammlung, jedoch deutlich unter denen des Fyrfack 4-Kammerbehältersystems.
DECEM mit 2 Behältern, also 4 Fraktionen und unterstützenden Sammelstationen in der unmittelbaren Nachbarschaft für ca. 70 Haushalte (Bsp. 7 - 8): Die Sammelstationen treiben die Investitionen in die Höhe, diese sind fast so hoch wie die Investitionen für Behälter und Fahrzeuge zusammen. Damit liegt der kalkulierte Investitionsbedarf über dem der Einkammerbehältersammlung, aber immer noch klar unter dem des Fyrfack.
DECEM mit 2 Behältern, also 4-Fraktionen und Recycling Stationen als Backup für ca. 1000 Haushalte (Bsp. 9, 10 und 12): In diesen Systemen ist der Investitionsbedarf mit Abstand am geringsten. In diesem Modell gelingt es mit zwei Behältern die gleiche Menge an Abfall-Fraktionen direkt am Haus zu sammeln wie beim Einkammersystem. In beiden Modellen ist in Kauf zu nehmen, dass die Entfernung der Haushalte zur ergänzenden Fraktionssammlung (Metall, Glas, Zeitungen) länger ist als in den anderen Vergleichssystemen.
Einkammerbehältersammlung mit 4 Behältern für 4 Abfallfraktionen (Bsp. 11 und 13): Der Investionsbedarf bleibt klar unter dem des Fyrfack, liegt jedoch über dem der DECEM Modelle mit zwei Behältern und etwa gleichauf mit Optibag.
Das Model mit dem geringsten Investitionsbedarf ist DECEM Bsp. 9, Sammlung in 2 Behältern (240 und 360 l) mit jeweils zwei Kammern mit Butterflydeckel und Leerung per Seitenlader
Laufende Kosten pro Jahr im Vergleich
In der Berechnung der Summe der laufenden Kosten pro Jahr schneiden wie schon bei der Berechnung des Investitionsaufwands die DECEM Modelle 9, 10 und 12 basierend auf zwei Behältern und ergänzende Recyclingstationen für 1000 Haushalte am vorteilhaftesten ab.
Fazit und Ausblick: Optimierungspotential ist eindeutig vorhanden
Die Studie des Schwedischen Umweltforschungsinstituts enthält eine Botschaft, die im Hinblick auf Kosteneffizienz und Umweltverträglichkeit ermutigt. Sie zeigt, dass innovative Lösungen es ermöglichen, mehrere Zukunftsaspekte zu verbinden.
Multisorting als simultane haushaltsnahe Sammlung mehrerer Fraktionen basierend auf 2-Kammerbehältern erweist sich bei vergleichbarem Sammelvolumen als deutlich wirtschaftlichere Alternative im Vergleich zur aktuell in Deutschland und Österreich verbreiteten Einkammerbehältersammlung für jede Abfallfraktion.
Durch die Sammlung und Leerung von zwei Fraktionen in einem Vorgang werden unnötige Transportwege und damit verbundene CO2-Emissionen auf ein Minimum reduziert. Die DECEM-Variante mit ergonomischem Schmetterlingsdeckel bietet darüber hinaus den logistischen Vorteil der automatisierten Leerung per Seitenlader im Ein-Mann-Betrieb.
Die Studie legt nahe, dass es aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll ist, kombinierte Formen der Abfallsammlung einzusetzen. Die kostengünstigsten Modelle in allen Kategorien, nämlich DECEM als 2-Kammerbehälter-Variante, ermöglichen die gleichzeitige Sammlung und Leerung von vier Abfallfraktionen direkt am Haus, erfordern jedoch als Backup das Angebot von Recyclingstationen für die Sortierung von beispielsweise Glas und Metall. Jeder Träger der kommunalen Haushaltsabfallentsorgung ist am Ende gefordert, in einer sorgfältigen Kosten-Nutzen-Analyse zu ermitteln, welches System den lokalen Erfordernissen nachhaltig am besten gerecht wird.
Um die ganze Studie des Schwedischen Umweltforschungsinstituts IVL zu lesen, kontaktieren Sie bitte:
Geschrieben von Peter Kamps
Peter Kamps ist seit 2019 Geschäftsführer der SULO Deutschland. Als Vertriebs- und Marketing Experte ist es im wichtig die Marke SULO als nachhaltigen Player in der Kreislaufwirtschaft zu positionieren.